Der „Ciné Kursaal“ ist der älteste Kinosaal in Luxemburg und befindet sich in Rümelingen. Dieses Theater ist seit seinem Bau im Jahr 1908 fast ununterbrochen in Betrieb. Bei unserem Kinoausflug haben wir uns diese alte Luxemburger Filminstitution mal genauer angeschaut.
Uns entgehen keine Filme. Daran können auch all die Streaming-Dienste nichts ändern. Ein Kinosaal mit seinen roten Sitzen, der überdimensionalen Leinwand und der allumfassenden Akustik verbreitet eine Stimmung, der man sich nicht verwehren kann.
So wollten wir uns mal von einem neuen Kinosaal überraschen lassen und ließen uns auf den Kinoabend im „Ciné Kursaal“ in Rümelingen ein. Am Ende waren wir sehr glücklich, dass wir es getan haben. Denn der Abend in diesem Kino wurde mehr als ein Kinoabend. Er wurde zum Erlebnis.

Ein geschichtsträchtiges Lichtspielhaus
Wir machten uns auf den Weg, und vor Beginn des Films machten wir noch einen kleinen Abstecher durch den lauschigen „Parc de la Fenderie“. Wir schlenderten direkt auf das Gebäude des alten „Ciné Kursaal“ zu, was wir erst nicht glauben wollten. Das Gebäude kommt nämlich zunächst sehr unscheinbar daher.
Erstmal eingetreten, umfing uns jedoch sofort das Flair eines traditionellen Lichtspielhauses. Das Mobiliar im Vorraum erinnerte an den Charme der 1950er Jahre: der Boden gesprenkeltes Linoleum, einfache dunkle Holzstühle und eine alte Eisbox erinnern an längst vergangene Kinoabende. Durchmischt wird die Atmosphäre durch Flachbildschirme an den Wänden und moderne Kinoplakate.
Das Kino nahm seinen Anfang in einer einfachen Gaststätte im Jahre 1908. Rumelange war gerade erst zur Stadt ernannt worden, als der Wirt Jean Strum-Muller seine Kneipe um einen Fest- und Theatersaal erweiterte. Nach und nach wurde der Saal vergrößert und mit einem riesigen Erfolg für Filmvorstellungen genutzt.
Vier Jahre später wurde der Raum endgültig zum Lichtspielhaus umgebaut und war seit seiner Errichtung ununterbrochen in Betrieb. Nur während des Zweiten Weltkriegs musste das Kino im Jahr 1940 für wenige Wochen schließen. Zu diesem Zeitpunkt waren alle Gebäude in der „Rue des Martyrs“ durch den Beschuss der französischen Artillerie zerstört worden. Das Kino war das einzige, das Widerstand geleistet hatte.
Nach dem Ende des Krieges wurde unter anderem die Eingangshalle zum Kino wiederaufgebaut und das Lichtspielhaus abermals technisch auf Vordermann gebracht. Da Filme sich in dieser Zeit einer immer größer werdenden Beliebtheit erfreuten, öffnete ein weiteres Lichtspielhaus, das „Palace“, in Rümelingen. Fortan unterschieden die Bewohner zwischen dem „alten“ und dem „neuen“ Kino.

Ständige Anpassung an modernste Technik
Wir nahmen ein paar leckere Snacks und unsere Getränke mit und während wir uns noch fragten, wie wir das mit all den Gefäßen organisieren sollten, betraten wir schon den Kinosaal. Uns blieb sogleich die Luft weg. Die Atmosphäre sprang direkt auf uns über.
Die Sitzreihen waren großzügig angeordnet. Wir freuten uns über die Freiheit für unsere langen Beine. Wir blickten uns ausgiebig um und nahmen jede Einzelheit des Raumes auf: Der Saal war nicht über die Maße riesig, was für eine Kleinstadt ja auch nicht erforderlich ist. Das macht gleich einen gemütlichen Eindruck. Wir hatten zwei tolle Plätze auf dem Balkon gebucht undwarfen einen Blick über die Brüstung des Balkons. Dastellten wir fest, dass auch die Sitze im untereren Bereich nicht gerade von schlechten Eltern waren. Auch diese Gäste konnten ihre Beine wohlig ausstrecken. Sie nahmen auf beigefarbenen Sesseln Platz.
Nach einem kurzen Einbruch der Besucherzahlen in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts erfolgte im Jahr 1987 die Modernisierung der Projektionskabine: Fortan lief der Film auch ohne menschliches Eingreifen. Der „Ciné Kursaal“ war das erste Lichtspielhaus in Luxemburg, das automatisiert wurde. Seit 1991 steigen die Besucherzahlen wieder unaufhörlich. Sie haben sich mittlerweile vervierfacht.
Das liegt bestimmt auch daran, dass sich das Familienunternehmen von Raymond Messrad sehr flexibel aufgestellt hat. Ins Programm aufgenommen werden nicht nur das aktuelle Programm, sondern auch Nischenfilme und Klassiker. Immer wieder gibt es Sonderpremieren und auch an die Kleinen wird gedacht: Die können im Rahmen einer öffentlichen Filmvorführung ihren Geburtstag feiern. Wer es lieber ein wenig privater mag, kann sogar seine eigene Vorführung buchen, vielleicht sogar, um den eigenen Urlaubsfilm mit der ganzen Familie zu zeigen.
Wir jedenfalls erlebten wirklich einen super tollen Abend, an dem wir uns mit „The Gentlemen“, einer kurzweiligen Komödie, prächtig amüsierten.