Die Kinder waren am Abend komplett begeistert, fühlten sich wie auf eine Zeitreise in die Vergangenheit geschickt; und auch wir als Erwachsene waren sehr beeindruckt, wie die wirtschaftliche Blütezeit des Landes historisch aufgearbeitet wird und dem Besucher gleichzeitig schöne Momente bietet.
Die Minett Tour im Süden Luxemburgs ist etwa 35 km lang und umfasst fünf Standorte, die sich an einem Tag bewältigen lassen. Die Saison geht von März bis September und die Veranstalter lassen sich in dieser Zeit diverse Veranstaltungen wie den „Blues Express“ oder den „Kids Day“ einfallen, sodass wirklich für jeden etwas dabei ist. Auch an die kulinarischen Bedürfnisse ist auf dieser Tour gedacht und es lässt sich herrlich schlemmen.
Minett Park Fond-de-Gras in Lasauvage
Früher eines der größten Bergbauzentren des Landes wurde diese Anlage zu einem einzigartigen Freilichtmuseum umgewandelt, das nicht nur die Kinder, sondern auch uns in seinen Bann gezogen hat. Ein Erdrutsch im Jahr 1964 beendete die Abbauaktivitäten dieser Anlage vollumfänglich. In der Zeit danach entstand die touristische Nutzung dieses Gebietes.
Wegen den Betriebstagen der diversen Sehenswürdigkeiten planten wir unser Ausflug zum Fond-de-Gras in Lasauvage im Voraus. Wir fuhren mit dem historischen Zug mit Dampflok „Train 1900“ und bekamen ein Gefühl dafür, wie das Erz aus der Erde auf den Weg in die Welt geschickt wurde. Wir wandelten durch die vielen Galerien, die das Leben von damals wieder auferstehen lassen. Dabei besuchten wir den Krämerladen, besichtigten den alten Bahnhof und folgten der Walzstraße. Die Kinder fanden ihr Highlight, als es mit der „Minièresbunn“ unter die Erde ging. Auch sie begriffen nach dem Besuch, wie wichtig der Bergbau für die Region gewesen ist und wie entbehrungsreich das Leben für viele war.
Geschichte macht hungrig und so kehrten wir für ein frühes Mittagessen in das Restaurant „Bei d’Giedel“ ein. Wir hatten gelesen, dass das Essen dort fantastisch sei und wurden nicht enttäuscht. Alle bestellten wir die Spezialität des Hauses, eine Raclette, und wurden auf das Angenehmste gesättigt.
Hochöfen von Belval in Esch sur Alzette.
Im Anschluss an das Essen stand bereits der nächste Standort, nämlich Belval für uns auf dem Plan. Belval wartet mit einer äußerst interessanten Geschichte auf: Die Gegend war Mitte des 19. Jahrhunderts ein stark frequentiertes Naherholungsgebiet und brachte Ende des Jahrhunderts ein begehrtes Heilwasser hervor, das überall in die Welt geliefert wurde. So holzte man dann, Anfang des 20. Jahrhunderts, für die Stahlindustrie alles komplett ab und die wirtschaftliche Blütezeit des Landes begann.
Nach dieser Zeit stand die Gegend erneut vor großen städtebaulichen Veränderungen: Das Industriegebiet sollte umgewandelt werden und zwar so, dass ein Bogen zwischen Vergangenheit und Zukunft geschlagen werden konnte. Wir staunten über die hohen Türme, die nach wie vor zwischen modernsten Gebäuden, sogar einer Universität in der Nachbarschaft, hochragen.
Als wir uns mit den Kindern auf dem Weg zu den Hochöfen befanden, wurde uns klar, dass an diesem Tag das Hochofenfest stattfand. Welch ein Glück!
Museum der Cockerillgrube im Ellergronn in Esch sur Alzette
Das ehemalige Zechengelände der Grube Katzenberg wurde restauriert und von einer Gruppe engagierter ehemaliger Minenarbeiter in ein Museum verwandelt, welches das Arbeitsleben der ehemaligen Bergarbeiter wunderbar darstellt. Dort geht es unter anderem um das Gezähe (Werkzeug) der Bergmänner, das uns einen detailgetreuen Eindruck über das Leben dieser Arbeiter vermittelte.
Ebenso beeindruckt haben uns die vielen alten Fotografien, die überall an den Wänden gezeigt werden und den sehr anstrengenden Alltag der Bergleute exakt abbilden. Darüber hinaus besichtigten wir eine Schmiede, das Büro eines Ingenieurs, und diverse Grubenfahrzeuge. Zuletzt besuchten wir noch das Naturschutzzentrum, wo gezeigt wird, wie die zahlreichen Tierarten der Gegend durch den Schutz ihrer Lebensräume erhalten werden, bevor es dann an den vorletzten Standort unserer Tour ging.
Nationales Bergbaumuseum in Rumelange
Es war nun schon früher Nachmittag und bevor es mit der gebuchten Kinderführung losging, konnten die Kinder sich ein wenig auf dem auf dem Gelände befindlichen Spielplatz austoben. Auf dieser Tour ist wirklich an alles gedacht. Die Präsentation in diesem Museum ist etwas ganz Besonderes und bezieht die Kinder auf sehr interaktive Weise ein. Sie bekamen die Gelegenheit, eifrig Löcher zu bohren und den Umgang mit der Spitzhacke zu erfahren.
Nachdem wir unseren Gästeführer kennengelernt hatten, erklärte er uns das weitere Vorgehen und versorgte uns mit Helmen. Sicherheit steht natürlich an erster Stelle und ist auch nötig, denn schon geht es mit der Grubenbahn unter Tage. Man erlebt die besondere Atmosphäre hautnah und kann sich wirklich perfekt in die Lage eines Bergarbeiters hineinversetzen. Das schafft weder ein Buch noch ein Film, den man sich anschaut.
Dokumentationszentrum für menschliche Migration in Dudelange
Die letzte Station brachte uns das Leben und die Geschichte italienischer Einwohner in dem Arbeiterviertel näher. Beim Durchstreifen der einzelnen Straßen gewannen wir einen sehr klaren Eindruck von der besonderen Architektur und den Bauten dieses „Museums ohne Mauern“, wie es gerne genannt wird.
Am frühen Abend war es für die Kinder bei einem Eis und für uns Erwachsene bei einem Aperitif genau der richtige Zeitpunkt, uns über die auf dieser Tour gewonnenen unzähligen Eindrücke auszutauschen und den Tag Revue passieren zu lassen.




