Der Süden Luxemburgs ist eine multikulturelle Region die jung, dynamisch und auch sehr farbenfroh ist. Hier kann man um jede Ecke Portugiesisch, Italienisch, Französisch und natürlich auch Luxemburgisch reden hören. Diese Gegend ist einfach eine Region der Vielfältigkeit!

Die Region, die sich südlich der Landeshauptstadt befindet, liegt idyllisch in einer freundlichen Landschaft die stark von ihrer früheren Industriekultur geprägt ist. Hier haben sich ab den 1880er Jahren Zu- und Abwanderung zu wichtigen Faktoren für Wirtschaft und Gesellschaft, aber auch für die kulturelle Identität der Region entwickelt. Mit dem Aufschwung der Eisen- und Stahlindustrie kamen ausländische Arbeiter sowohl aus den Nachbarländern (Deutschland, Frankreich, Belgien) wie auch aus weiter entfernten Ländern (z.B. Italien) in diese Gegend arbeiten und leben.
Von ihrer früheren Facette als triste Region der Stahlindustrie ist heute nicht mehr viel zu sehen. Im Gegenteil, die Gegend hat sich schwer gewandelt und konnte sich über die Zeit eine neue Identität schaffen in der die industrielle Vergangenheit mit neuen Technologien und die Idee des Zusammenlebens zu einem ganz besonderen Mix verschmelzen. Hier spürt man den Fortschritt und die Integration aller Völker!
Esch-sur-Alzette befindet sich in dieser Region und ist die zweitgrößte Stadt Luxemburgs. Die Stadt hat etwa 34.000 Einwohner aus 122 Ländern und wurde mit viel Geschick zu einem Erholungsgebiet umgestaltet. Sie präsentiert sich als modern, dynamisch, multikulturell und ist als aufkommende Universitätsstadt voller junger Leute. Hier schwärmen die Menschen von Straßentheatern, Musikfestivals und der „Rockhal“, die in der ganzen Region für ein abwechslungsreiches kulturelles Angebot sorgt. Nicht umsonst ist Esch-sur-Alzette und die ganze Region mit insgesamt 18 weiteren Gemeinden im Jahr 2022 Kulturhauptstadt Europas.
Schon nach ein klein wenig Bummeln durch die Läden dieser multikulturellen Stadt konnten wir festhalten, dass die Menschen hier sehr freundlich sind. Die verschiedenen Sprachen und die Lebensweise führen ein gleichberechtigtes Dasein. Hier fühlt man sich sofort sehr wohl.
„Luxemburg Pride“
Zum Multikulturalismus der Region gehören selbstverständlich auch Akzeptanz und Toleranz. Das Zusammensein in einer kontrastreichen Region zeigt auch das Fest der LGBTQ+ Gemeinschaft, die jedes Jahr eine Woche lang in Esch-sur-Alzette stattfindet. Die „Luxembourg Pride“, die mit wahnsinnig vielen Veranstaltungen im Jahr 2019 bereits seinen 20. Geburtstag gefeiert hat, zeigt auf farbenfrohe Art, wie für Vielfältigkeit und gegen Diskriminierung gefeiert wird.
Alle Veranstaltungen werden von und für die lokale LGBTQ+ (Abkürzung für Lesben-Schwul-Bisexuell-Transgender und Queer-Bewegung) Gemeinschaft „Rosa Lëtzebuerg Asbl“ organisiert. Diese Veranstaltungen beschränken sich aber nicht nur auf einen Teil der Bevölkerung, sondern heißen alle herzlich willkommen, die Kultur und Toleranz lieben.
In so einer Woche werden eine ganze Reihe unterschiedlichster Aktivitäten angeboten, wie z.B. eine Zeremonie zum Gedenken an die LGBTQ-Opfer des Nationalsozialismus, einschließlich sämtlicher homophober Verbrechen. Es gibt thematische Ausstellungen, ein wissenschaftliches Symposium, diverse Podiumsdiskussionen mit politischen Vertretern und es werden unterhaltsame Filme zum Thema LGBTQ+, zur Toleranz und Akzeptanz gezeigt.
Das Highlight aber ist das Straßenfest der LGBTQ+ Bewegung, das normalerweise am zweiten Juliwochenende stattfindet. Um die Mittagszeit geht es vor dem Rathaus los. Es erinnert ein wenig an die Stimmung der frühen „Loveparade“ in Berlin: regenbogenfarbene Fahnen wehen im Wind, es gibt wunderschöne Menschen in voller Pracht zu bewundern, Partymusik wummert durch die Straßen und alle Menschen, die Lust haben, feiern friedlich neben- und miteinander. Hier erinnert nichts – wie auf so manch griechischer Insel – an ein lautes und pulsierendes Partyleben. Hier wird eher mit allen entspannt und einvernehmlich das Leben feiernd genossen.
„Rosa Lëtzebuerg Asbl“
Die Bewegung reduziert sich aber nicht allein auf das Element des Feierns. Man kann sich der Thematik auch ernsthaft nähern. Am Tag des Straßenfests kann man sich, quer durch die Stadt verteilt, an diversen Informationsständen mit den Zielen der Bewegung auseinandersetzen.
Besonders aktiv in diesem Bereich ist der Verein „Rosa Lëtzebuerg Asbl“, ein 1996 gegründeter Verein, der für die Rechte und Gleichberechtigung von LGBTQ+ eintritt und gegen Diskriminierung kämpft. Diese gemeinnützige Organisation gilt auch als Veranstalter anderer wichtiger Events in der Region, die sich jemand, der sich für das Thema interessiert, nicht entgehen lassen sollte. Die sozio-familiäre Arbeit und Beratung, die hier geleistet wird, ist sehr beeindruckend.