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Das Minenmuseum in Aumetz

By Globetrotter

Die Besichtigung des Minenmuseums von Aumetz bietet den Gästen die Möglichkeit, die Geschichte der Gruben, das tägliche Leben und die verschiedenen Berufe der Minenarbeiter in oberirdischen Originalbauten zu entdecken. Wir wollten uns dieses Industrieerbe genauer anschauen und haben uns mit einem der Besucher unterhalten.

Wir befinden uns in der Region Grand Est (vormals Lothringen) in Frankreich an der Pforte zum Minenmuseum in Aumetz. Das frühere Eisenerzbergwerk wurde Ende des 19. Jahrhunderts gegründet. Das erste Fördergerüst wurde 1897 gebaut und mit einer Dampffördermaschine betrieben. Ab 1900 konnte Erz gefördert werden und das Areal bot den dort ansässigen Bergarbeitern fast ein ganzes Jahrhundert eine sehr anstrengende, jedoch lukrative Tätigkeit.

Mitte der 1980er Jahre wurde das Bergwerk geschlossen. Noch während der Phase des Rückbaus kamen die letzten Bergarbeiter auf die Idee. ein Museum entstehen zu lassen, damit diese geschichtsträchtige Zeit, nicht einfach verloren geht. Heute ist es zusammen mit dem Bergwerk Neuchef Teil des Eisenerzbergbau-Freilichtmuseums. Neuchef präsentiert, wie die Arbeit unter Tage verlief, und Aumetz zeigt, wie das Erz über Tage abgebaut wurde.

© Emile Hengen

Während unserer Besichtigung im Museum kommt uns ein junger Mann entgegengelaufen, dem anzusehen ist, dass er dabei ist, die vielen Eindrücke zu verarbeiten, und mit dem wir direkt ins Gespräch kommen:

Täuscht unser Eindruck oder schauen Sie ein wenig angestrengt aus?

Ich würde sagen, angestrengt ist das falsche Wort, aber ich bin schwer beeindruckt. Es war eine Zeitreise in die Vergangenheit. Man kann die schweißtreibende Arbeit, der die Menschen in diesen Zeiten nachgegangen sind, förmlich spüren.

Mich persönlich interessiert die Thematik sehr, denn mein Urgroßvater führte früher ein Bergarbeiterleben. Vieles kannte ich schon aus Erzählungen meiner Familie. Das jetzt aber alles nochmal vor Augen geführt zu bekommen, war schon ein sehr intensives Erlebnis.

Wie war Ihr Gefühl, als Sie sich über das Gelände und durch die Hallen bewegten?

Ich hatte das Gefühl, richtig in die Zeit eintauchen zu können. Alles ist so gut erhalten und präsentiert. Auf den Bildern konnte ich erkennen, wie jung die Arbeiter teilweise waren. Manche waren noch minderjährig! Diese Tatsache hat mich sehr bewegt.

Während der Führung habe ich gehört, dass die letzten aktiven Bergarbeiter an der Gestaltung des Museums beteiligt waren. Das fand ich eine super Idee, denn das fühlt man in jedem Raum.

Allein die Präsentation des Gezähes (Werkzeuge der Bergleute, Anm. d. Red.) zeigt, wie hart die Männer bei ihrer Arbeit zugange waren, bevor die Handarbeit durch Verbesserungen wie Transportbänder, Erzbruchanlagen oder den Erwerb von Lade- und Schürfanlagen mechanisiert wurde.

© Emile Hengen

Was hat Sie am meisten beeindruckt?

Ich bin beeindruckt, wie viel Wert schon in der damaligen Zeit auf die Sicherheit der Bergleute gelegt wurde, um schlimme Unfälle und Katastrophen zu vermeiden. Im heutigen Computer-Zeitalter läuft das ja praktisch von alleine. Aber damals musste man ja auch genau wissen, wer wann wo unterwegs war. Dafür hatte jeder Bergmann eine Marke, die er abgab, bevor er einfuhr. Dann wusste man genau wer gerade Schicht hatte.

Sicherheit bedeutete auch, dafür zu sorgen, dass es im Berg genug frische Luft für die Bergleute gab. Dafür sorgte ein ausgeklügeltes Belüftungssystem, das man heute noch an den Schachteingängen erkennen kann.

Wie stellen Sie sich das Leben von damals nun vor?

Ich habe in den letzten zwei Stunden einen wahnsinnigen Respekt vor dem entwickelt, was die Bergleute geleistet haben. Es war auf der einen Seite eine harte und entbehrungsreiche Zeit, die einen unter Umständen das Leben kosten konnte. Auf der anderen Seite waren sie am wirtschaftlichen Aufschwung dieser Region beteiligt. Man darf ja nicht vergessen, dass es hier, bevor das Erzvorkommen entdeckt worden ist, nichts gab. Die Menschen waren arm und hatten nichts. Meinem Großvater unterlief das gleiche Schicksaal.

Diese Leidenschaft und diesen Mut kann man in allen Räumen und bei allen erhaltenen Relikten dieser Zeit gut nachspüren. Plötzlich hatten die Arbeiter Wohnungen für sich und ihre Familien. Als wir durch die nachgestellte Wohnung gingen, lief es mir ein bisschen eiskalt den Rücken runter, so authentisch war das hergerichtet. Es gab keinen großen Luxus, nur ein Zimmer wurde beheizt. In dem wurde dann alles gemacht: gelebt, gegessen, die Zeitung gelesen und sogar die Wäsche getrocknet. Für uns heute unvorstellbar, aber damals war das für die Menschen dieser Gegend eine totale Verbesserung ihres Daseins. Auch die Tatsache, dass alles so funktional durchdacht war, hat mich sehr fasziniert.

Was werden Sie mitnehmen?

Viele Erkenntnisse über diese wichtige Zeit, das ist sicher. Aber auf jeden Fall dieses Buch: „Musée des Mines de fer d’Aumetz et de Neuchef“. Das dokumentiert die gesamte Geschichte des Erzabbaus in eindrucksvollen Bildern und bewahrt mir die Erinnerungen an den heutigen Tag.

© Emile Hengen