Das 2011 eingeweihte „Boulodrome national“ in Belvaux hat etwas Beeindruckendes. Ganz dem Boule-Spiel gewidmet, welches sich in Luxemburg seit einigen Jahren zunehmender Beliebtheit erfreut, umfasst die Einrichtung mehrere Hallen, die entsprechend den beiden im Boulodrome praktizierten Disziplinen eingeteilt sind: Boule Lyonnaise und Pétanque. Insgesamt besteht der Boule-Tempel aus 18 überdachten Pétanque-Feldern und 4 Feldern für Boule Lyonnaise, die bei Bedarf in 14 zusätzliche Pétanque-Felder umgewandelt werden können. Das Boulodrome wird vom luxemburgischen Boule- und Pétanque-Verband verwaltet, dem nicht weniger als 19 angeschlossene Clubs, 750 Wettkampfspieler und 240 reine Freizeitspieler angehören. Dabei ist es aber auch für die breite Öffentlichkeit zugänglich. So können die Flächen von jedem genutzt werden, entweder über eine Lizenz oder eine Mitgliedskarte, die es in der Brasserie nebenan gibt. Sie sind nur auf der Durchreise und haben Lust, ein paar Kugeln zu werfen? Laut Gérard Schneider, dem Präsidenten des luxemburgischen Boule- und Pétanque-Verbands, kein Problem: „Bei uns ist jeder willkommen. Auch die Anfänger! Es ist immer jemand da, der Ihnen das Spiel erklärt und ein paar Tipps gibt. Wir setzen auf Einbindung!“

7 bis 77 Jahre!
Pétanque kam mit den italienischen Einwanderern Ende des 19. Jahrhunderts nach Luxemburg und ist eng mit dem industriellen Aufschwung des Bergbaugebiets verbunden. Wie nur wenige andere Sportarten bringt das Boule-Spiel seit jeher die unterschiedlichsten Menschen mit einer Begeisterung für dieses Spiel zusammen. Seit ein paar Jahren erlebt es einen echten Boom, wie Gérard Schneider stolz betont: „Die Amateur-Spieler sind älter. Pétanque ist für sie eine hervorragende Freizeitbeschäftigung, zudem an der frischen Luft, wenn das Wetter es zulässt. Überall im Land entstehen neue Clubs. Was den Leuten auch gefällt, ist, denke ich, das Informelle des Pétanque: Man braucht in keine teure Ausrüstung zu investieren, es braucht keine spezielle Kleidung. Nur Sandalen sind verboten.“ Pétanque ist jedoch auch eine bevorzugte Freizeitbeschäftigung für ehemalige Spitzensportler, die nach einer etwas weniger körperlich anstrengenden Freizeitaktivität suchen. Hier spielt jeder so, wie er kann. Paare spielen oft gemeinsam, Väter machen ihre Kinder mit dem Spiel vertraut … Pétanque ist grundsätzlich eine durch und durch gesellige Freizeitbeschäftigung.

Ein richtiger Sport!
Im Boulodrome fanden schon drei Champions-League-Wettkämpfe statt. „Luxemburg belegt bei den Europameisterschaften den fünften Platz. Auf internationaler Ebene liegen wir auf dem neunten Platz. Wir haben drei Nationaltrainer beim Pétanque und einen beim Boule Lyonnaise. Wir ziehen immer mehr junge Spieler an, von denen manche sehr talentiert sind und an internationalen Meisterschaften teilnehmen“, so der Präsident des Verbands, der es bedauert, dass Pétanque nicht als olympische Disziplin für das Vorprogramm von Paris 2024 aufgenommen wurde: „Sie haben Breakdance vorgezogen, das ist spektakulärer … Wir hätten auf dem Champ de Mars gespielt, schade!“

Strategie ja – Pastis nein!
Die Wettkämpfe sind gemischt, die meisten Pétanque-Partien werden im „Triplette“ ausgetragen, also drei Spieler gegen drei andere. Eine Partie kann zehn Minuten oder aberzwei Stunden dauern, je nach der Spielqualität der Spieler. Ein guter Spieler ist flink, verfügt über eine gute Synchronisationsfähigkeit und versteht es, „das Spiel zu lesen“, strategisch zu denken. Und vor allem, er trinkt nicht während eines Wettkampfs. „Nach der Partie entspannen wir uns bei einem Gläschen in unserer Brasserie nebenan, aber auf keinen Fall vorher! Während der Wettkämpfe führen wir außerdem stichprobenartig Alkoholtests durch. Bei mehr als 0,5 Gramm Alkohol pro Liter Blut wird der Spieler gesperrt und es wird ein mehrmonatiges Spielverbot verhängt.“ Die Regeln sind klar!