Off the beaten path

Abseits ausgetretener Pfade

By Frédérique Bruck

Die Mühle von Lamadelaine (Grondmillen)

Ein Ort, den man sich in der Gemeinde Petingen in der Nähe der Grenzen zu Belgien und Frankreich nicht entgehen lassen sollte: die hübsche Wassermühle von Lamadelaine, eine der letzten historischen Mühlen des Großherzogtums.

Mit großer Sorgfalt und Savoir-faire von der Nationalen Denkmalschutzbehörde der luxemburgischen Regierung Ende des vergangenen Jahrhunderts restauriert, über die Rue du moulin einfach erreichbar, umgeben von zauberhaften Angelweihern und eingebettet in eine grünende Natur am Fuße des historisch bedeutenden Titelberg – das wichtigste Oppidum des Volksstamms der Treverer –, bietet die Mühle von Lamadelaine eine Auszeit an einem Ort mit einem wunderbaren Charme.

Als ein spannendes Zeugnis des industriellen Erbes des luxemburgischen Südens zeigt sich die Mühle, die im zusätzlichen Inventar der nationalen Denkmäler eingetragen ist, den Besuchern als ein Landhaus mit einem altmodischen Charme. Über dieses mit Efeu bedeckte Haus gelangt man zu der Mühle, und dort ist es, wo Jean Franck – „Millejängi“ auf Luxemburgisch – gewohnt hat, der letzte Müller, der die Mühle betrieb. Millejängi, der der Legende nach alleinstehend war und mit einem zahmen Hahn und einer Milchkuh lebte, führte ein einfaches Leben, das im Wesentlichen der Mühle und der Mehlherstellung gewidmet war. Laut dem Tourismusverantwortlichen von Petingen Guy Kummer erinnern sich die älteren Einwohner von Lamadelaine noch an den Müller: „Damals sagte man zu den Kindern: Wenn du nicht lieb bist, dann gehst du zum Millejängi!“ Die Wirkung war wohl sicher, wenn man den vergilbten Fotos an den Wänden des Häuschens Glauben schenkt: Darauf sieht man einen alten Mann mit krummem Rücken und geheimnisvollen Zügen …

Während der Erkundung des Ortes, an dem der Millejängi lebte, ist eine Reise in die Vergangenheit garantiert. Eine Reise in eine Zeit, die von schwerer körperlicher Arbeit, Alleinsein und einer engen Verbindung zur Natur und den Elementen geprägt war. Der letzte Herr des Hauses wurde 1883 in der Mühle geboren und zog nach dem Tod seines Vaters, der selbst Müller war, in die Fremde, um den Beruf zu erlernen. Einige Jahre später kehrte er zurück, um sich, ein wenig wie ein Einsiedler, voll und ganz seiner Mühle zu widmen. Von Raum zu Raum entdecken wir, wie sein Wohnraum ausgesehen hat – eher spartanisch muss man sagen: ein kleiner gekachelter Eingangsbereich mit einem Feuerofen (und daher zugleich Schlafzimmer des Millejängi), eine funktionale Küche und vor allem die restaurierten Mühlsteine im Obergeschoss, vor denen man aufgrund der unglaublich beeindruckenden Mechanik und technischen Raffinesse bewundernd und staunend innehält. Wir verlassen die Mühle, um das große Mühlenrad zu bewundern, im Garten zu flanieren und eine Weile am Weiher zu verweilen. Der Blick auf den Titelberg lädt zu einer Wanderung ein, auf der man die keltischen Überbleibsel erkunden kann. Eine perfekte Ergänzung zur Besichtigung der Mühle.

© Emile Hengen

Die Mühle im Laufe der Jahrhunderte
Die Mühle hat eine sehr bewegte Geschichte hinter sich. 1442 zum ersten Mal erwähnt und ursprünglich eine Ölmühle, wie einem Katasterdokument aus dem Jahr 1770 zu entnehmen ist, wurde sie Anfang des 19. Jahrhunderts in eine Getreidemühle umgewandelt und schließlich vom Wasser des Flusses Echelsbach angetrieben.
Bis zum Dreißigjährigen Krieg war die Mühle nacheinander im Besitz von Johann Franz von Gondersdorf und Hans Dietrich von Lontzen. Beide Familien betrieben die Mühle jedoch nicht selbst, sondern hatten die Rechte gegen ein jährliches Entgelt an einen Bauern abgetreten. Die Mühle wurde 1635 von der polnischen Armee zerstört und ihr wertvoller Mühlstein wurde beschlagnahmt. Dieser wurde von den Ordensschwestern des Klosters Differdingen übernommen, die ihn für die Instandsetzung ihrer eigenen Mühle, die während des Krieges zerstört worden war, nutzten. 1684 kaufte Philipp Ernst von Reiffenberg seinem Bruder das Dorf Lamadelaine ab und verpachtete die Mühle an Nicolas Aspelt, der dafür verantwortlich war, die Mühle auf seine Kosten wiederaufzubauen. 1770 verpachtete Peter Philipp Joseph von Reiffenberg sie an Peter Franck, der das Wasser des Weihers nutzen durfte, um den Mühlstein anzutreiben.

© Emile Hengen

Während der Französischen Revolution wurden die Güter der Grundherren konfisziert. Dadurch wurde es der Familie Franck, den damaligen Bauern, möglich, die Mühle zu erstehen. Sie blieb bis zum 18. November 1954 im Besitz der Familie Franck – an diesem Tag verkaufte Jean Franck (Millejängi) die Mühle an die Gemeinde Petingen, behielt aber weiterhin das Nutzungsrecht. 1987 wurde die Mühle, die von der Gemeindeverwaltung zur Versteigerung freigegeben worden war, von einem privaten Besitzer gekauft, der mit der Sanierung begann. Mit Erfolg: am 4. Oktober 1991 begann die Mühle wieder, Weizen zu mahlen.
Heute wird die Mühle von Lamadelaine von der Gemeinde Petingen betrieben, die hier kulturelle, pädagogische und touristische Veranstaltungen organisiert, insbesondere für den Bedarf der Naturschule von Lasauvage.