Off the beaten path

Einmal Kindheit und zurück

By Globetrotter

Bei der Reiseplanung gehört für uns auf jeden Fall dazu, dass sich alle aus der Familie wiederfinden. Als Erwachsene möchten wir ein wenig unseren Horizont erweitern und etwas über die Gegend erfahren, in der wir uns aufhalten. Für die Kinder muss natürlich Spiel und Spaß mit am Start sein, so dass auch sie ihre Freude am Reisen entwickeln können und sich nicht den ganzen Tag langweilen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass wir bei unseren Plänen genug Raum einplanen, um auch die Bedürfnisse der Kinder zu stillen.
Was uns aber allen gemein ist, ist dass wir es lieben, gemeinsam etwas zu unternehmen und dabei auf Neues zu stoßen. Hier in Bettemburg gibt es so viele Möglichkeiten, Spannendes zu entdecken oder an zauberhaften Plätzen zu verweilen. Die Parkanlagen sind ein Gedicht. Auch das Schloss gegenüber dem Marktplatz in der Nähe der Kirche lädt bei schönem Wetter zum Ausruhen ein und stand natürlich auch auf unserer Liste.

©Emile Hengen

 

Park und Villa Jacquinot in Bettemburg

Unser Tag begann mit dem Besuch des Parks Jacquinot, eine herrlich gepflegte Anlage, an deren Rand die stattliche und äußerst adrette Villa aus Ziegelstein direkt ins Auge fällt.

Der Ort Bettemburg war in der damaligen Zeit kein traditionelles Industriezentrum, wie man es aus dem Süden des Landes kennt. Es bot jedoch für viele Industrielle den Vorteil und Reiz, den Ort als Eisenbahnknoten und Rangierbahnhof zu entwickeln und anzubieten. Seitdem im Oktober 1859 die erste Eisenbahnlinie von Luxemburg über Bettemburg nach Thionville eingeweiht worden war, sahen viele Betriebe ihre Chance gekommen und siedelten sich in der Gemeinde an, was dazu führte, dass sich die Einwohnerzahl in Kürze verdoppelte.

Darunter war auch Charles Jacquinot. Ende des ausgehenden 19. Jahrhunderts sah er durch die Industrialisierung große Investitionsmöglichkeiten und gründete seine Tonziegelfabrik. Wurden die Ziegel in Bettemburg ursprünglich nur in temporären Brennstofföfen hergestellt, konnte Charles Jacquinot seine Produktion ab 1898 immens steigern und schnell liefern. Viele der in Bettemburg hergestellten Ziegel gingen in die Stadt Luxemburg, und bis heute finden sich in der Stadt noch Häuser, die mit Bettemburg-Ziegeln gebaut wurden. So wie die Villa selbst selbstverständlich auch. Park und Villa gelten heute als Kulturerbe der Stadt.

©Emile Hengen

Erst 1969 wurde die Tonziegelfabrik geschlossen und der braunrote Bau der Villa beherbergt heute in dem Gebäude der „Weltbuttek“, das Multimediacenter und verschiedene Vereine. U. a. finden dort regelmäßige Treffen zu Umweltfragen in der Region statt. Nicht weniger malerisch als die Villa präsentiert sich der direkt nebenan liegende Park samt Ententeich, der sowohl die Bewohner der Gemeinde, als auch Urlauber oder andere Reisende wie uns anlockt.

Kind in Bettemburg müsste man sein

So lautete das Fazit unserer Kinder, denn mit rund einem Dutzend Spielplätzen, die sich in der Stadt befinden, konnten die Kinder stets entscheiden, ob sie mit uns kommen oder sich erst mal etwas austoben. Stets findet sich ein Spielplatz in Reichweite. Besonders gefallen hat ihnen der Spielplatz, der sich gleich im Park Jacquinot befindet. Es ist eine schöne Anlage, die Spielgeräte für alle Altersklassen vorhält und zum Verweilen einlädt. Als sie dann noch mitbekamen, dass im Teich auch Schildkröten leben, waren sie gar nicht mehr zu bremsen und wollten gleich den Rest des Tages dort verbringen.

Den Park Jacquinot toppt eigentlich nur noch der Park Merveilleux, der ca. 20 Minuten (zu Fuß) von der Villa Jacquinot entfernt liegt. Dieser hat auch uns Erwachsene in seinen Bann gezogen. Das liegt nicht nur an Figuren wie Rotkäppchen, Dornröschen und Co, die einen unmittelbar in die eigene Kindheit katapultieren, sondern auch an der Kombination mit lebenden Tieren, die sich bestaunen lassen. An den Gehegen vorbei flanierend, erlebt man die Tierwelt aus fünf Kontinenten: Mit südamerikanischen Wildkatzen, Maki-Affen aus Madagaskar, afrikanischen Schabraken-Schakalen, Jaguarundis sowie philippinischen Hirschen haben eigentlich wild lebende Tiere ein Zuhause gefunden. In der Zooschule lernt man, wie die Tiere behandelt werden sollten und wie sie gefüttert werden. Die Kinder waren mit voller Aufmerksamkeit dabei.

 

Nebenbei erfuhren wir von einem besonderen System, das bei der Fütterung der Tiere entwickelt wurde: Die Pläne sind durch Piktogramme veranschaulicht, sodass auch die über 60 geistig beeinträchtigten Mitarbeiter, die seit Jahren in dem Märchenpark beschäftigt sind, an der Fütterung der Tiere mitwirken können.

Apropos Fütterung
Nach einer ausgiebigen weiteren Spielplatzrunde verspürten wir alle einen mächtigen Appetit, der zeitnah gestillt werden wollte. Die Qual der Wahl schien groß, denn in dieser Gegend kann man sich kulinarisch schwer entscheiden, einfach, weil es so viele multikulturelle Verlockungen zu entdecken gibt. Während unsere Kleine italienisch wollte, plädierte der Sohn für asiatisch und die Erwachsenen für Französisch.

Letztendlich entschieden wir uns für ein gemütliches Restaurant mit lecker zubereiteten französisch-europäischen Gerichten. Im „EdenGreen“ waren die Teller schön dekoriert und das Essen frisch. Der perfekte Abschluss eines famosen Urlaubstages.