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Fotografie und Theater aus Litauen sind in Düdelingen und Kayl/Tetingen zu sehen

Wir freuen uns, Sie zur Veröffentlichung von „H – The Notion of Humanist Photography“ am 3. Dezember im Centre National de l’Audiovisuel (CNA) in Düdelingen einzuladen. Die Veröffentlichung fand schon am 24. November in der Kaunas Photography Gallery statt.
Zwei europäische Kultureinrichtungen, die Kaunas Photography Gallery in Litauen und das Centre National de l’Audiovisuel (CNA) im luxemburgischen Düdelingen, haben sich zusammengetan, um ein innovatives Projekt ins Leben zu rufen, das eine Gruppe von Kunstschaffenden an einen Tisch bringt, um das Thema der humanistischen Fotografie zu erkunden. Die Idee besteht darin, zwei bestehende Projekte der beiden Institutionen zu analysieren und zu kombinieren, um ein neues gemeinsames Format zu schaffen.
Die „Portfolio Days“, die alle drei Jahre vom CNA veranstaltet werden, und das Magazin „Į“ aus Kaunas, das jedes Jahr von der Galerie in Kaunas herausgegeben wird, scheinen die perfekte Basis für diese Initiative zu sein, denn sie haben ein gemeinsames Ziel: Sie möchten Kreative aus der Welt der Fotografie zusammenbringen und den Austausch als Grundlage für neue Kreationen fördern.
Die Gruppe besteht aus dreiundzwanzig internationalen Fotografen, aber es werden auch Schriftsteller und der Designer Nicolas Polli teilnehmen. Die Künstlergruppe wird von der Fotoredakteurin und Kuratorin Emma Bowkett, der Künstlerin und Redakteurin Naoise O’Keeffe und dem Künstler und Fotografen Jim Goldberg geleitet.
Das Projekt beinhaltet die Schaffung einer kreativen Plattform in Form von zwei Residenzen – eine in Luxemburg, eine in Litauen. Diese bieten die Möglichkeit zum Experimentieren und zur Ausarbeitung eines Projekts basierend auf einem fotografischen Auftrag zu einem bestimmten Thema.
Das Resultat dieser Workshops ist eine dreisprachige Publikation, die am 24. November in der Kaunas Photography Gallery und am 3. Dezember im Centre National de l’Audiovisuel (CNA) in Düdelingen präsentiert wird.
03.12.22, 18:00 – 22:00 Uhr
Centre National de l’Audiovisuel (CNA)
1b, rue du Centenaire L-3475 Düdelingen
Programm:
Präsentation der Publikation
Künstlergespräch mit Emma Bowkett und Naoise O’Keeffe (19 Uhr)
Büchermarkt mit anschließendem Essen und Umtrunk mit den Künstlern
Eintritt frei, keine Reservierung
Doch es geht noch weiter mit der litauisch-luxemburgischen Zusammenarbeit in diesem Dezember. Am 17.12. präsentiert nämlich das Psilicone theater eine ganz besondere Performance in Tetingen.
Im Rahmen der Ausstellung The Great Industrie, die von der Künstlerin Auksė Petrulienė kuratiert wird, präsentiert das litauische Künstlerduo des Psilicone theater seine außergewöhnliche audioviduelle Performance „WORK / AARBECHT“ in der Schungfabrik.
Das Psilicone theater wurde 2005 von den beiden bildenden Künstlern Auksė Petrulienė und Darius Petrulis gegründet. Es basiert auf einer originellen Animationstechnik: Um sie zum Leben zu erwecken, werden kleine, flexible Silikonpuppen zwischen zwei Plexiglasscheiben hin- und hergepresst. Dieser Vorgang wird dann in Form einer Live-Videoprojektion gezeigt, die aufgrund ihrer originellen Ästhetik einen hohen Wiedererkennungswert hat.
Seit 2015 beschäftigt sich das Psilicone theatre mit der Erforschung von postindustriellen Standorten. Die erste Performance ihrer industriellen Trilogie war „Hairy Hairy Mouth“. Sie basiert auf der Geschichte einer Fabrik für synthetische Garne in Kaunas und enthüllt die groteske Seite der von den Sowjets kontrollierten Industrie. Die zweite Performance „Factory: Love and Loss“ wurde 2022 in Guimaraes, Portugal, uraufgeführt und ist der historischen Textilfabrik Fabriko de Castanheiro und der industriellen Revolution in Europa gewidmet. Der dritte Teil der industriellen Trilogie dreht sich um Performance Work.
In diesem Kontext und im Rahmen von Esch2022 präsentiert das Psilicone theatre die audiovisuelle Performance „WORK / AARBECHT“ am 17. Dezember in der Schungfabrik in Tetingen.
Die Idee zu dieser Performance entstand aus einem unerwarteten Zufall heraus: Im Jahr 2020 haben sich das MUAR und Backup Stories in der ehemaligen Bergarbeiter-Schuhfabrik namens Schungfabrik kennengelernt und ihre Zusammenarbeit begonnen, als das Team von Backup Stories Nachforschungen über die Plastikschuhfabrik „Inkaras“ (Anchor) anstellte.
Die Metapher des Schuhs macht es möglich, die unterschiedlichen sozioökonomischen Systeme, unter denen die luxemburgische und litauische Industrie aufblühten und zusammenbrachen, zu überbrücken. Außerdem laden uns die Schuhe am linken und rechten Fuß dazu ein, einem einheitlichen Rhythmus zu folgen, der uns dabei hilft, die Füße fest im Boden zu verankern und angesichts der dramatischen wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen weiterhin menschlich zu bleiben. Die Schauspieler der Aufführung – die kleinen Figuren aus elastischem Silikon – verkörpern originelle Charaktere wie z. B. die Bergarbeiterstiefel, die defekten Inkaras-Turnschuhe, verlorene Handschuhe, usw.
Die Performance von Auksė Petrulienė wird von dem luxemburgischen Komponisten, Jazzmusiker und Multi-Instrumentalisten Pol Belardi begleitet, der ein semi-elektronisches Setup aus akustischen Metallinstrumenten (Vibraphon, Becken, Glocken…) und einer Reihe von digitalen Geräten und Effekten verwendet.
Seine musikalische Live-Performance beinhaltet Industriegeräusche, die in den noch verbleibenden aktiven Fabriken der Region (Gießerei Massard und Cimalux) aufgenommen wurden, sowie musikalische Muster, die sich auf die Markennamen der Schuhfabriken beziehen. Das halbimprovisierte Set wird in einen engen Dialog mit den Bewegungen der Psilicone-Figuren von Aukse treten.
Dieser außergewöhnliche „Remix“ wird den Abschluss der Aktivitäten der Gemeinde Kayl/Tetingen im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt Esch2022 markieren.