Esch2022-News, Programm, Neueste
Annexe22: bis 20.11.2021 : Austellung von Justine Blau

ICH BIN EIN STÜCK LANDSCHAFT
von Justine Blau
Installation, 2021
Eröffnung: 25.09.2021 Von 11.00 bis 13.00
Anmeldung nur mit Reservierung bis Freitag, den 24. September 2021, unter folgender Nummer: 2883-2022 oder per E-Mail: elisabeth.genco@esch2022.lu
Ausstellungsdauer: 25.09.–20.11.2021
Das Projekt Ich bin ein Stück Landschaft hinterfragt unsere Beziehung zum Boden vor dem Hintergrund von Migration und Vertreibung. Was bleibt von hinterlassenen Landschaften und Territorien übrig? Was bleibt von den Orten, die von den Worten unserer Vorfahren durchdrungen sind? Was passiert in uns selbst, aber auch physisch vor Ort? Wie geht man mit diesem Verlust verwunschener Landschaften um? Saudade, die Vergangenheit in der Gegenwart. Zwischen Nostalgie und Solastalgie. Unsere Identität hängt mit dem Namen eines Landes zusammen, und doch wissen wir, dass nichts beständig ist – alles ist im steten Wandel befindlich.
Im Werk der Künstlerin, Autorin und Aktivistin Jeannette Armstrong bin ich auf folgende anmutige Worte gestoßen. Sie handeln von der Okanagan-Kultur*, der sie selbst angehört, und beschreiben ihre „Verbindung zum Boden“, die uns auf uns selbst zurückwirft:
„Das Wort der Okanagan für ‚unser Platz auf Erden‘ ist dasselbe wie für ‚unsere Sprache‘. […] Das bedeutet, dass die Erde uns die Sprache, die wir sprechen, gelehrt hat. Mit derselben Wurzelsilbe bezeichnen wir auch unser Land und unseren Körper. Das bedeutet, dass das Fleisch, aus dem unser Körper besteht, aus Teilen der Erde besteht, die wir durch das, woraus diese Erde besteht, erlangt haben. Wir sind unser Land/Ort. Sich dieser Tatsache nicht bewusst zu sein und sie nicht zu feiern, ist, als sei man ohne Sprache und ohne Land. Es bedeutet, ent-ortet [dis-placed] zu sein. Die Okanagan lehren uns, dass das, was von alldem, was für ein gesundes Überleben notwendig ist, ent-ortet wird, unweigerlich verkümmert. Für die Okanagan besteht unsere erste und wichtigste Verantwortung darin, unser ganzes Wesen individuell und kollektiv an das Land zu binden.“**
Meine Klanginstallation besteht aus ausführlichen Interviews mit Adriana, Sofia, Soraya, Eva und Katy, die in Esch/Alzette leben oder arbeiten und alle einen Bezug zur Migration haben. Ihr Körper besteht aus Teilen der Erde und aus Geschichten.
* Die Okanagan sind ein Volk amerikanischer Ureinwohner, deren Heimat sich grenzüberschreitend zwischen dem US-Bundesstaat Washington und der kanadischen Provinz British Columbia erstreckt.
** Jeanette Armstrong „Keepers of the Earth“, in Theodore Roszack, Mary E. Gomes und Allen D. Kanner (Hrsg.), Ecopsychology: Restoring the Earth, Healing the Mind, Sierra Book Club, 1995, S. 323.
Justine Blau verfolgt in ihrer Arbeit einen multidisziplinären Ansatz anhand von Skulpturen, Installationen, Fotografien und Videos. In ihren Projekten beschäftigt sie sich mit ontologischen Fragen zum Verhältnis des Menschen zur Natur, zur Darstellung und zur Welt des Lebendigen.
www.justineblau.com
Ort: Annexe22, Place de la Résistance (Brillplaz), Esch-Alzette
Do/Fr: 14–18 Uhr
Sa/So: 11–18 Uhr
An Feiertagen geschlossen
Justine Blau