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Nomadic Island

Nomadic Island ©Neckel Scholtus

Vom 20. Juli bis 7. August 2022
Interview mit Neckel Scholtus und Gianfranco Celestino

Neckel Scholtus ist Künstler und Fotograf. Gianfranco Celestino ist Tänzer, Choreograf und Musiker. In diesem Projekt agieren die beiden Künstler als Kuratoren.

Erzählen Sie uns von dem Projekt…
„Nomadic Island“ ist eine internationale Künstlerresidenz, bei der eine temporäre Gemeinschaft entsteht, die einerseits aus KünstlernInnen und andererseits aus AnwohnerInnen besteht. Diese experimentelle Plattform bietet für einen festen Zeitraum von drei Wochen Räume für Kreativität und Austausch, wo Synergien rund um das Thema alternative Lebens- und Arbeitsmodelle entstehen können.

Wieso haben Sie Ihr Projekt „Nomadic Island“ genannt?
Der Titel bezieht sich auf den gemeinnützigen Verein „Friday Island“, der eine wöchentliche Veranstaltung organisiert, bei der 4 oder 5 KünstlerInnen zusammenkommen, um eine kleine Gemeinschaft, eine Art Insel, rund um ein bestimmtes Thema zu bilden. Dieser gesellige Moment findet jeden Monat in einer anderen, teils ungewöhnlichen Umgebung (Parkplatz, Schule, Bar etc.) statt, die im Bezug zum gewählten Thema steht. „Nomadic Island“ wird auch von diesem Verein organisiert. Der Titel bezieht sich zudem auf ein verwandtes Projekt mit dem Titel „Nomadic Village“, das in anderer Form und in einem anderen Kontext im Rahmen von Marseille-Provence 2013, Europäische Kulturhauptstadt, stattfand. „Nomadic Island“ vereint im Wesentlichen diese beiden Projekte.

Wie wurden die KünstlerInnen ausgewählt?
Nach einem Projektaufruf, für den fast 150 Bewerbungen aus unterschiedlichen europäischen Ländern und darüber hinaus eingingen, wählte eine Jury aus KünstlerInnen, HistorikerInnen und Fachleuten zehn KünstlerInnen aus, um vor Ort Werke entstehen zu lassen. Die KünstlerInnen, darunter 6 Frauen, kommen aus verschiedenen Bereichen, darunter Bildende Kunst, Performance, transdisziplinäre Praktiken, Multimedia, Literatur usw. Einige schreiben Gedichte, sind aber zugleich im Bereich der Malerei tätig. Einer der Künstler arbeitet hauptsächlich mit Klang.

Wie läuft das Leben „auf der Insel“ ab?
Die „BewohnerInnen“ teilen sich in zwei Kategorien auf. Einerseits gibt es die TeilnehmerInnen, eine Gruppe junger Menschen im Alter von 12 bis 18 Jahren, die 5 Tage lang vor Ort sein werden. Diese Jugendlichen und ihre BegleiterInnen kommen aus den Jugendzentren in Redange, Bettemburg und Audun-le-Tiche. Das Projekt überschreitet also die Landesgrenze! Es wird vom Service National de la Jeunesse und der Fondation Sommer unterstützt.

Weitere Jugendliche und Erwachsene werden für einen bestimmten Zeitraum, an mindestens 5 Tagen im Laufe der drei Wochen, teilnehmen (((Siehe Projektausschreibung))). Ziel ist es, jeden Tag etwa 30 Menschen zusammenzubringen.

Die zweite Kategorie bilden die BesucherInnen, die eingeladen sind, an Workshops, gemeinsamen Mahlzeiten, Rundtischgesprächen, Vorträgen, Führungen am Wochenende usw. teilzunehmen. Die Vorträge werden von GastrednerInnen aus der Wissenschaft gehalten. Am 22. Juli beispielsweise referieren Giulia Carones und Alexander Behm vom Institut für Kreative Nachhaltigkeit in Berlin über „Zusammenleben – eine sozial-ökologische Perspektive“.

Wo wird das Camp angesiedelt sein?
Es wird im Thillenberg-Stadion in Differdingen am Waldrand entstehen. Einige KünstlerInnen werden in Zelten leben, andere in Wohnmobilen, Vans usw.

Haben Sie am Ende der Künstlerresidenz eine Abschlussveranstaltung geplant?
Am Sonntag, den 7. August, dem letzten Tag der Residenz, findet eine Abschlussparty mit festlichen Events statt. So bekommen die BesucherInnen die Möglichkeit, das Ergebnis der Arbeit der KünstlerInnen zu sehen, sei es in Form von Performances oder als Ausstellung. Die Präsentation wird am Vortag, dem Samstag, 6. August, schon probeweise zu erleben sein. Bereits am Sonntag davor kann die Öffentlichkeit den Beginn des Prozesses miterleben. Die Samstage und Sonntage sind Führungen durch das Camp vorbehalten, bei denen die BesucherInnen die Arbeit der KünstlerInnen und TeilnehmerInnen entdecken können.

Warum haben Sie das Rad als visuelles Kennzeichen des Projekts gewählt?
Das Rad veranschaulicht die Idee der Wiederholung und einer zirkulären Kultur. Es ist zudem ein Verweis auf die industrielle Vergangenheit, die eng mit dem Standort des Camps in Differdingen, nahe des stillgelegten ARBED-Gebäudes, der einstigen Minen und der Strecke der kleinen Eisenbahn im Naturschutzgebiet, verbunden ist. Mehrere KünstlerInnen nehmen dieses industrielle Erbe als Ausgangspunkt. Andere wiederum arbeiten mit recycelten Materialien oder Fundstücken aus dem Wald (Blätter und aufgesammeltes Holz zur Herstellung von Tinte und Gravuren usw.).

Was passiert anschließend mit den Werken?
Einige Werke bleiben in der Gemeinde Differdange. Außerdem werden wir das Projekt in einem Kurzfilm und einer Reihe kleiner Hefte dokumentieren. Manche KünstlerInnen möchten das Ergebnis ihrer Arbeit mit den TeilnehmerInnen teilen: dies kann zum Beispiel in Form einer Tasse oder eines Teilstücks der Arbeit sein. Wir würden es begrüßen, wenn das Projekt fortgesetzt und jährlich an einem anderen Ort wiederholt werden könnte.

Thillenberg-Stadion – Nomadic Island Camp, 54-74, rue de l’Hôpital, L-4581, Differdingen