Programm
Espaces22: Massenoire Ausstellung „Frontaliers, des vies en stéréo“

Die Massenoire gehört zu den industriellen Überresten am Standort Belval. Sie befindet sich in der Nähe des Hochofens A und wurde 1965 in Betrieb genommen. In der Stahlindustriezeit diente sie zur Herstellung der schwarzen Stopfmasse, der Masse mit der das Stichloch des Hochofens verschlossen wurde. Ihr verdankt das Gebäude auch seinen Namen. Während in der Massenoire die verschiedenen Geräte zur Produktion der Stichlochmasse gelagert wurden, wurden im überdachten Außenraum Pfannenwagen getrocknet. Ende der 70er Jahre wurde die Produktionsstätte stillgelegt.
Nach Renovierungsarbeiten wurde das Gebäude für die Dauerausstellung „Belval & More“ (2010) des Fonds Belval umfunktioniert und ein Empfangsbereich für Besuche der Hochöfen und der Cité des Sciences, de la Recherche et de l’Innovation eingerichtet.
Im Rahmen von Esch2022-Europäische Kulturhauptstadt wird die Massenoire zu einem multifunktionalen Gebäude umgebaut, das neben der Möllerei als Ausstellungsort dienen soll.
Ab Oktober 2022 wird in der Massenoire die Ausstellung „Frontaliers, des vies en stéréo“ des Fotografen Samuel Bollendorff und des Dokumentarmachers Mehdi Ahoudig zu sehen sein.
Im Rahmen von Esch2022 bereiten wir eine umfassende Untersuchung zum Phänomen des Grenzpendelns vor, für das Luxemburg eine Art Laborsituation bietet. Im Luxemburger Grenzgebiet bündeln sich mehrere wichtige Fragen, mit denen europäische Gesellschaften aktuell konfrontiert sind: einerseits Grenzen, die verschwinden, und andererseits Grenzen, die aufgebaut werden, insbesondere in sozialer Hinsicht. Diese Arbeitnehmer, die täglich nach Luxemburg pendeln, haben mit teils schwerwiegenden sozialen Problemen zu kämpfen, die die gesamte Region prägen und formen. (Samuel Bollendorff)
Diese Frage erlaubt es uns, den Blick auf das Verschwinden der geografischen Grenzen zu lenken, das mit dem Entstehen von sozialen Grenzen auf beiden Seiten – der französischen und der luxemburgischen – einhergeht, zwischen jenen, die im wirtschaftlichen Kontext Luxemburgs eine persönliche Erfüllung finden, und jenen, die auf der Strecke bleiben und von dem vermeintlichen El Dorado ausgeschlossen sind. (Mehdi Ahoudig)
Samuel Bollendorff und Mehdi Ahoudig werden ab Januar 2021 eine umfassende Feldstudie im Vorfeld der Ausstellung und des dazugehörigen Dokumentarfilms ausführen, um die Menschen in der untersuchten Region besser zu verstehen.
Wir können nicht vollständig sein, aber wir müssen auf eine Form der Akkumulation zurückgreifen, indem wir versuchen, so viele Menschen wie möglich zu treffen. Die Grenzpendler stellen 100.000 Menschen und genauso viele persönliche Geschichten dar. Finanzfachkräfte und Haushälterinnen teilen nicht das gleiche Schicksal. Deshalb möchten wir sie nicht unter dieselben Begriffe „katalogisieren“ oder „abkapseln“. Wir versuchen vor allem, vor Ort zu arbeiten und die Menschen zu treffen, die dort leben. (Samuel Bollendorff)
Grenzpendler, die ihre einzigartige Geschichte dies- und jenseits der Grenze mit uns teilen möchten, können uns unter frontaliersesch2022@gmail.com kontaktieren.