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Esch2022 und die Partnermuseen des Ausstellungsprogramms der Möllerei in Esch-Belval – Vincent Crapon: „Die Möllerei wird zu einem Ort der Entdeckungen“

 

Vincent Crapon ist als Koordinator für die Ausstellungen visueller Kunst im Jahr 2022 in der Möllerei in Esch-Belval verantwortlich. Vor Aufnahme seiner Tätigkeit für Esch2022 – Europäische Kulturhauptstadt – stand er insbesondere im Dienst des Mudam Luxembourg (Musée d‘Art Moderne Grand-Duc Jean), wo er in Zusammenarbeit mit dem Museum Brandhorst in München, dem CCA Wattis Institute for Contemporary Arts in San Francisco, dem Whitney Museum of American Art in New York und dem Musée des arts et métiers in Paris Ausstellungen organisierte. Im Interview verrät er Einzelheiten über drei der Projekte, die zwischen Februar und November 2022 in der Möllerei zu sehen sein werden.

Nächstes Jahr organisiert Esch2022 drei große Ausstellungen in Zusammenarbeit mit dem ZKM I Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, dem HEK (Haus der Elektronischen Künste) Basel und dem Ars Electronica in Linz. Was macht diese Zusammenarbeit so besonders und welche Rolle spielen Sie dabei?

Diese Zusammenarbeit ist vor allem eine Premiere. Einerseits haben diese herausragenden und wegweisenden Institutionen unerreichte Expertise und Fähigkeiten im Bereich des zeitgenössischen Kulturschaffens und der digitalen Kunst vorzuweisen. Außerdem ist dies das erste Mal – obwohl sie einander sehr gut kennen – dass sie in dieser Weise zusammenarbeiten. Im vergangenen Jahr lag unser Augenmerk insbesondere auf der thematischen und räumlichen Ausprägung ihrer Ausstellungsprojekte. Nun tauchen wir voll und ganz in die Produktionsarbeit ein. Meine Aufgabe dabei ist es, die Entwicklung und Umsetzung dieser Ausstellungen zu unterstützen und zu begleiten.

Die drei Partner organisieren Ausstellungen in der Möllerei, einem besonderen und wichtigen Ort im Herzen des früheren Stahlstandortes Esch-Belval. Was macht dieses Gebäude so besonders?

Zunächst ist es ein sehr beeindruckendes Gebäude. Sein Inneres entspricht überhaupt nicht jenem dieser leeren, geräumigen Fabrikhallen, wie man sie kennt, die sich für die Präsentation zeitgenössischer Kunstwerke geradezu anbieten. Die Möllerei ist wie eine riesige Maschine. Wir können hineingehen und entdecken dort ein Netz von Laufstegen, Erzbehältern, Transportbändern und weiteren Dingen dieser Art. Sie alle sind erhalten geblieben und verleihen dem Bauwerk eine einzigartige Atmosphäre.

Welchen Themen widmen sich die Ausstellungen von ZKM, HEK und Ars Electronica?

Es sind verschiedene Themen, die einander aber gleichzeitig ergänzen. Sie entwickeln sich direkt aus konkreten Problemen der heutigen Welt. Es geht um den Begriff der Identität, den Zusammenbruch der Ökosysteme unseres Planeten und um kreative Ansätze in Technologie und Industrie. Diese Themen betreffen jeden Einzelnen von uns, in unterschiedlichem Maß und auf unterschiedliche Art und Weise.

Warum hat sich Esch2022 dafür entschieden, in der Möllerei digitale Kunst zu präsentieren?  

Digitale Kunst ist ein Begriff, der sich auf Kunsttechniken bezieht, die Technologien einsetzen und/oder die Auswirkungen dieser Technologien auf unsere Welt thematisieren und hinterfragen. Genau dieser unmittelbare Zugang, über die Welt zu sprechen, hat uns zu unserer Entscheidung bewogen

Welche Botschaft möchten Sie den zukünftigen Besucherinnen und Besuchern der Ausstellungen übermitteln?

Dass die Ausstellungen in der Möllerei sich an jede und jeden von ihnen richten. Die von ZKM, HEK und Ars Electronica ausgewählten Werke zeugen von der Diversität der Medien und Themen, mit denen sich die Künstlerinnen und Künstler auseinandersetzen. Auch kann man beim Besuch dieser Ausstellungen dank konkreter Beispiele begreifen, dass Kunst kein isoliertes Phänomen darstellt. Sie steht immer im Zusammenhang mit dem Zeitgeschehen und den Veränderungen, die unsere Gesellschaft ausmachen.