Territorium, Esch2022-News, Programm, Neueste

Villerupt und Aumetz im Fokus!

"Ekinox" Projekt: "L'insomnante"

Villerupt
Es wird vermutet, dass Villerupt bereits im Neolithikum zwischen 4500 und 1700 v. Chr. besiedelt war. Während der römischen Expansion wurde die Region Villerupt romanisiert, bis die sogenannten „barbarischen“ Invasionen einen sprachlichen Keil zwischen den weiterhin romanischen und den germanisch geprägten Dörfern trieben. Das zwischen dem 5. und 7. Jh. v. Chr. gegründete Dorf mit dem germanischen Namen Micheweiler („Michaels Hof“) ist vermutlich Namensgeber des heutigen Stadtviertels Micheville.

Die Geschichte von Villerupt ist eng mit der Geschichte dieser Grenzregion verbunden, die ab dem 9. Jahrhundert „Lothringen“ genannt wurde und abwechselnd den Königreichen Frankreich und Germanien zugeordnet war. Das gesamte Mittelalter hindurch bis ins 19. Jahrhundert lebte die bescheidene Stadt im Wesentlichen von der Landwirtschaft. Seit ihrer Gründung wurde dort aber auch Eisenerz abgebaut und weiterverarbeitet. Die auf Kalksteinfelsen aufsitzende lothringische Hochebene enthält nämlich eine geologische Schicht von großem Interesse für die Industrie: das Aalenium, welches das lokal als „Minette“ bezeichnete Eisenerz enthält.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Region Villerupt von der industriellen Revolution erfasst. Der Deutsch-Französische Krieg von 1870 endete mit der Niederlage Frankreichs und zeitigte die Teilung Lothringens zwischen dem von Deutschland annektierten Ostteil und dem weiterhin französischen Westteil. Villerupt befand sich fortan auf französischer Seite und fungierte als Grenzposten zu Luxemburg und Deutsch-Lothringen. Von 1870 bis 1914 trug der vom Revanchismus beflügelte industrielle Wettbewerb mit Deutschland zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region um Villerupt bei. Ab 1880 erlebten Villerupt und Umgebung dank des technischen Fortschritts einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung.

Das heutige Villerupt ist eine angenehme Stadt, deren reges kulturelle Leben sich um das renommierte Festival des italienischen Films sowie um die Projekte des Maison de la Jeunesse et de la Culture und einer Vielzahl ungewöhnlich aktiver Vereine dreht. Das kulturelle Angebot wird in Kürze durch die neue Mehrzweckhalle L’Arche bereichert, die am 7., 8. und 9. Januar 2022 ihre Pforten öffnet.

Eröffnung der L’Arche: 7., 8. und 9. Januar 2022
Weitere Informationen: http://www.l-arche.art/

Aumetz
Das im östlichen Teil des Pays-Haut-Plateaus an der Mosel, nahe der luxemburgischen Grenze, gelegene Aumetz befand sich einst an der Kreuzung großer römischer Handelswege. Die Geschichte der Gemeinde ist geprägt vom Bergbau, wie die 1983 ausgemusterte Bassompierre-Grube und der historisch geschützte Förderturm bezeugen, der als architektonisches Wahrzeichen der Stadt die noch lebendige Erinnerung an die glorreiche Vergangenheit aufrechterhält.<

Das Wappen der Gemeinde (1960) stellt zwei Barben (Fische) dar, die dem Wappen des Hauses von Bar entlehnt sind und an ihre frühere Zugehörigkeit zum Herzogtum Bar erinnern. Der von einem Kreuz überragte Wald symbolisiert die Abtei Saint-Hubert in den Ardennen. Der Speer ist das Wahrzeichen des Heiligen Martin, dem einstigen Schutzpatron der Kirchen von Aumetz und Gorze.

Kultur und Denkmalpflege stehen im Mittelpunkt der Gemeindepolitik. Das Ökomuseum der Lothringischen Eisenbergwerke lässt Besucher unter Tage in die Lebens- und Arbeitswelt der Minenarbeit eintauchen, während der Männerchor Les voix de l’est Aumetz das europäische Chorfestival „Mines en Chœur“ organisiert.

Das von der CCPHVA initiierte Projekt „La Jungle, collaborations brutes“ ist eines von mehreren Projekten, die im Rahmen von Esch2022 in Aumetz durchgeführt werden. Begleitet vom Pariser Kollektiv Brut Pop – pédagogie musicale et integration präsentieren junge Studierende des Institut Médico Éducatif d’Aumetz und die Rockband La Jungle bei den FrancoFolies 2022 in Esch-Alzette ein gemeinsames Klangwerk. Vor der Aufführung nehmen die Teilnehmer an gemeinsamen Arbeitsaufenthalten in Luxemburg teil, wo sie in einem professionellen Umfeld einen oder mehrere Titel komponieren, die in das anschließende Konzert von La Jungle in Esch-Alzette miteinfließen.

Aumetz wird zudem an „Ekinox“ teilnehmen, einem Projekt zu den Themen Traum, Schlaf, die schlafende Stadt und Wachtraum, organisiert vom Nest, Centre Dramatique National de Thionville. Dieses zweiteilige Projekt besteht aus einer Reihe von Interventionen vor Ort entlang der Eisenbahnstrecke zwischen den Städten Thionville und Bettembourg (vom 25. März bis 26. September 2022) sowie der Verwandlung einer ganzen Stadt in ein großes Theater (vom 21. März bis 21. September 2022) als Teil eines Projekts, das mit jeweils unterschiedlichen Geschichten zu den Äquinoktien im März und im September in Aumetz unter Beteiligung der Einwohnerinnen und Einwohner sowie zahlreicher lokaler Vereine präsentiert wird.

Villerupt und Aumetz sind zudem Teil des Projekts „MEMORIES, IMAGES AND HISTORY ACROSS BORDERS“ des französischen Institut National de l‘Audiovisuel, das es Zuschauern ermöglicht, die Region von Esch2022 anhand von 150 audiovisuellen Archivdokumenten, die das digitale Fresko „Au fil de l’Alzette… territoires et destins partagés“ bilden, neu zu entdecken. Ausgehend von dieser Arbeit werden Studenten der Universität Lothringen (Metz) ein multimediales Spiel und eine Webdokumentation erstellen, die Archivbilder mit zeitgenössischen Erzählungen verknüpft.