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Esch2022 feiert die Gemeinde des Monats vom 22. November bis zum 21. Dezember 2022

Im vergangenen Jahr hatte jeden Monat eine andere Gemeinde die großartige Möglichkeit, sich den nationalen aber auch internationalen Besuchern der Europäischen Kulturhauptstadt zu präsentieren. Um das Jahr nun abzurunden, steht im Dezember noch eine letzte Luxemburger Gemeinde im Rampenlicht: Vorhang auf für Kayl/Tetingen!

Heute zählt die Gemeinde Kayl/Tetingen 9.711 Einwohner und hat in den letzten Jahren einen erheblichen Bevölkerungszuwachs verzeichnet. Immer mehr junge Paare und Familien entscheiden sich dafür, sich in den beiden Ortschaften an der französischen Grenze niederzulassen, die sich im Jahr 1891 zusammengeschlossen haben. Sie befinden sich außerdem in unmittelbarer Nähe von Esch-Alzette und Düdelingen, zwei der großen Städte im Süden Luxemburgs. Doch was lockt all diese neuen Einwohner an? Ein attraktives Wohnungsangebot, die Nähe zur Natur und die vielen Investitionen in die Infrastrukturentwicklung sowie das allgemeine Wohlbefinden der Bevölkerung.

Lange Zeit lebte Kayl/Tetingen von der Landwirtschaft, bevor man im Kayltal – wo auch die Kaylbaach fließt – Eisenerz entdeckte und Kayl/Tetingen sich zu einer Stahlindustriegemeinde entwickelte. Viele Menschen ließen sich hier nieder, um die Nachfrage nach Arbeitskräften in den örtlichen Fabriken zu decken. Das 1978 errichtete nationale Bergarbeiterdenkmal, welches sich hoch über den Bäumen erhebt und dank seiner kegelförmigen Spitze samt Kreuz aus weiter Ferne zu erkennen ist, zeugt von dieser Zeit und erinnert an alle Bergarbeiter, die bei der Ausübung ihres Berufs ihr Leben verloren. In unmittelbarer Nähe befindet sich außerdem eine kleine Grotte, in der das „Léiffrächen“, die heilige Jungfrau der Bergleute, steht. Seit 1753 ist diese Grotte ein Wallfahrtsort.

Während des Zeitalters der Stahlindustrie zog Kayl/Tetingen auch viele andere Industrielle an, wie z.B. die Grubenlampenfabrik Pierre Schiltz, die Gießerei Massard, die auch heute noch in Betrieb ist, oder die berühmte Schungfabrik. Das ursprünglich bescheidene Schuhmachergeschäft von Mathias Hubert entwickelte sich schnell zu einer großen Fabrik, die im Jahr 1912 25 Arbeiter beschäftigte und fünf Jahre bereits später über 70 Angestellte zählte. Das Unternehmen war auf Arbeitsschuhe mit Stahlkappen für Bergarbeiter spezialisiert. Nach dem Niedergang der Stahlindustrie wurde die Schungfabrik 1966 endgültig geschlossen, bevor sie von der Gemeinde gekauft wurde und im Jahr 1990 in ein Kulturzentrum umfunktioniert wurde. Heute finden hier zahlreiche Veranstaltungen statt und in einem Anbau ist seit Kurzem das Ferrum Museum untergebracht. Letzteres umfasst ein Museum über die lokale Geschichte und eine Galerie, die den Werken des Malers Emile Kirscht gewidmet ist, der von 1913 bis 1994 in der Gemeinde gelebt hat.

Nach der Schließung der Bergwerke und der Abwanderung zahlreicher Industrien konnte sich die Natur das Gebiet zurückerobern, sodass die Gemeinde heute eine Vielzahl von Wander- und Mountainbike-Routen zu bieten hat, die die Spuren vergangener Tage mit einer dichten Fauna und Flora, einschließlich seltener Orchideen und Schmetterlinge, vereinen.